Samstag, 11. November 2017

Dr. Gunter Bleibohm und Harald Hoos: Gedanken zur UN-Weltklimakonferenz in Bonn

In Bonn findet zurzeit die UN-Weltklimakonferenz statt. Es ist seit 1995 die 23. Auflage  dieses Illusionstheaters, das Aktivität und Handlungswillen der aktuell verantwortlichen Politiker in den Staaten der Welt demonstrieren und verkünden soll.
Schaut man etwas genauer hin, bekommt das Ganze – wie der Schwabe so schön sagt – ein „Gschmäckle“, scheint doch ein wunderbarer, staatlich steuerfinanzierter weltweiter Konferenztourismus dieses Machwerk anzutreiben oder ist tatsächlich irgendjemand der Auffassung, dass bei ca. 25.000 Teilnehmern, wie dieser Tage in Bonn, was der Bevölkerungszahl einer mittleren Kleinstadt entspricht, von Effizienz und Zielstringenz gesprochen werden kann? Es ist lediglich eine Fortsetzung vorausgegangener Schauveranstaltungen, um das Weltgewissen bis zur nächsten Inszenierung zu sedieren. Der nächste Kongress wird dann wieder mit den markigen Worten eingeläutet werden, dass “man jetzt etwas tun müsse, denn es sei bereits fünf vor zwölf“. Diesen Satz ergänzt dann der nächststehende kluge Kopf, dass „es bereits fünf nach zwölf sei“. Unsinn, Wortblasen und Floskeln ad infinitum!
 
Tatsache ist vielmehr, dass sich seit Anlaufen dieser Konferenzmaschinerie nichts, aber auch gar nichts geändert hat. Die Gletscher schmelzen weiter, der Ozean versauert weiter, die Wälder verschwinden weiter usw., usw. Eine endlose Kette von Versäumnissen, von ökologischen Notfällen, die sich immer schneller zu einer Metakrise auswachsen und die Lebensbedingungen auf unserm Planeten drastisch verschlechtern.
 
 
Und warum ändert sich, von lokalen Minierfolgen abgesehen, nichts, zumindest nichts Entscheidendes, nichts Nachhaltiges, nichts global Wirksames?
 
Die Lösung liegt auf der Hand. Wir haben mehr als 190 Staaten auf dieser Erde. Glaubt irgendjemand allen Ernstes, dass sich diese Staaten, auch wenn es gelingt, ein gemeinsames Ziel zu definieren, an dieses Ziel halten werden? Selbst wenn man den heute handelnden Politikern guten Willen unterstellt, wie sieht es mit der nächsten Regierung aus, wie sieht es mit geänderten ökonomischen Rahmenbedingungen aus, wie sieht es in Krisen- und Kriegsfällen aus? Das Klimaziel wird dann derart unwichtig, uninteressant und Nebensache, dass mal wieder jede Zielvorgabe verfehlt wird; gewöhnlich tritt sogar eine weitere Verschlechterung ein. An Begründungen und Entschuldigungen zur fehlenden Zielerreichung herrscht kein Mangel, Ausreden sind das einzige, was im Überfluss vorhanden ist.
 
Die Organisationstheorie, die Psychologie menschlichen Verhaltens und jegliche Gesetzgebung lehren uns, dass Zielvorgaben, die freiwillig getroffen werden und – was das Wichtigste ist – deren Einhaltung nicht durchgesetzt oder gar sanktioniert werden kann, das Papier nicht wert ist, auf welche man die Vorgaben schreibt. Aber solche Papiere täuschen Aktivität vor, helfen über die nächste Wahl, helfen Spenden zu akquirieren, helfen die Gutgläubigen bei Laune und Zuversicht zu halten und helfen am meisten, den Stab der Unfähigkeit, der Ignoranz und der Vergeblichkeit dieser Komödie an den Nachfolger unbeschadet zu übergeben.
 
Aber all die angeführten Punkte, die beliebig noch ergänzt und erweitert werden können, sind lediglich ein Herumdoktern an Symptomen. Die Ursache der Symptome, die eigentliche tödliche Krankheit des Weltkörpers –Auslöser fast aller umweltschädigenden Faktoren! – wird ausgeblendet, ignoriert, tabuisiert und verschwiegen. Die Kausalität von Ursache und Wirkung fällt der Ignoranz staatlich kastrierten Denkens anheim. Religiöse Vorstellungen und Gebräuche frühantiker Wüstenvölker, konzentriert in den monotheistischen Vorstellungen, vollenden die Lähmung der Vernunft.  Es ist das exponentielle Wachstum der Weltbevölkerung, das für alle Komponenten von Umweltzerstörung - von der Verkarstung der Landschaften, der Vermüllung und Vergiftung der Böden und Meere, von der Versiegelung der Landschaften, vom Rückgang der Artenvielfalt und, und, und … - verantwortlich ist.
 
Man mache es sich klar, dass die Erdbevölkerung jährlich um ca. 80 Millionen Menschen netto anwächst, also täglich um ca. 200.000 Köpfe, die Größenordnung einer aufstrebenden Großstadt! Jeden Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr!
 
Man will es nicht hören, will es nicht wissen, dass dies die Ursache nahezu aller Umweltprobleme ist. Und dann treten verantwortungslose Politiker - um nicht zu sagen bösartig-dumme Politiker - auf, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit und fordern höhere Geburtenzahlen.
 
Hat man sich denn schon mal gefragt, was hinter einer derartig abstrusen Forderung steckt?
 
Die Lösung heißt unter anderem: Die einen (z. B. in Deutschland) wollen ihre falsch konstruierten und ineffektiven Sozialsysteme, die anderen (z.B. USA) ihr Wirtschaftssystem, das nur bei Wachstum funktioniert und die dritten (z.B. Türkei) wollen ihre Macht, ihre politische Macht und nicht zuletzt auch ihren religiösen Einfluss (z.B. Vatikan) erhalten. Motive zu Hauf, Motive in jedem Land der Erde, Motive der unredlichsten, kurzsichtigsten, der egoistischsten Art!
 
Dabei ist der Zusammenhang so einfach. Unsere Erde ist ein begrenztes System, ein System von dem jedes Lebewesen seine Lebensressourcen bezieht, ein System, auf dessen Funktionieren das Leben in seiner Gesamtheit basiert. Ist es wirklich so schwer zu verstehen, dass man – um in einem Bilde zu bleiben – in eine Badewanne nicht beliebig viel Wasser einfüllen kann, dass die Aufnahmefähigkeit, die Tragfähigkeit der Erde begrenzt ist und es einen Überlaufpunkt gibt? Oder kann jemand mit einem Gemüseanbau im kleinen Vorgarten seines Einfamilienhauses den Gemüsebedarf aller Bewohner eines Hochhauses stillen?
 
Dies ist die Ursache fast aller Probleme, von denen ein, und wirklich nur ein einziges der Klimawandel ist. Nahezu alle Probleme wären bei einer Erdbevölkerung von 800 Millionen beherrschbar, zumindest aber beherrschbarer, als bei einer Erdbevölkerung von demnächst 8 Milliarden Menschen. Und selbst dann ist ein Ende des Irrsinns noch lange nicht in Sicht!
 
Aber es ist die Tragik des Menschen – und an dieser Tragik gehen die meisten anderen Lebewesen unschuldig durch Menschenschuld mit zu Grunde – dass er nur das macht und machen will, was ihm heute für seine unmittelbare Existenz richtig und wichtig zu sein scheint. Vorausschauendes Denken, antizipatives Denken für Natur, Tierwelt und Menschheit ist ein seltenes Gut und somit den wenigsten der Spezies homo sapiens gegeben.
 
Herzliche Grüße
für pro iure animalis
 
Dr. Gunter Bleibohm und Harald Hoos
 

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