Mittwoch, 20. Mai 2015

Zu Gast bei den Hühnern, eine erschöpfte kleine Brieftaube

Es gibt Sportarten, die diesen Begriff nicht haben dürften, da sich darin nicht Menschen in einem Wettkampf messen, sondern wo Tiere entweder sklavisch dressiert werden, wie bei den Pferdesportarten, oder wo Tiere gequält oder gar getötet werden, wie beim Angelsport.

Wie sieht es nun aber beim Brieftaubensport aus? Meine Meinung ist total ablehnend, da Tauben hunderte Kilometer weit weg transportiert werden und sie dort ausgesetzt werden und in fremder Umgebung müssen sie nun den Weg nach Hause zurück finden, eine Strapaze ohnegleichen, nur damit ihre Besitzer eventuell einen Pokal für die schnellste Taube bekommen können. Daß dabei schamlos das Heimweh nach dem heimischen Taubenschlag ausgenutzt wird, daß die Taube so eine Kraftanstrengung machen läßt, ist das heimtückische an der Sache.

Taubenzüchter sind in der Regel keine Tierfreunde, denn um besonders gute Tauben zu züchten, da fallen viele Tauben, die nicht zum „Sport“ taugen, zum Opfer, sogar als Taubenbraten. Auch auf dem langen Flug solcher „Wettkämpfe“ lauern jede Menge Gefahren, wie Angriff von Raubvögeln, Überfahrenwerden von Autos, Vergiftetwerden in Städten, denn viele Städte bekämpfen Stadttauben mit Giftködern, von denen auch die Brieftauben aufnehmen, oder sie sind einfach zu Tode erschöpft, wie die kleine wunderhübsche Taube, die sich gestern völlig erschöpft bei den Hühnern eingefunden hat.

Ich war mehr als überrascht als ich gestern am frühen Abend, wenn die Hühner sich zum Schlafen im Stall einfinden, dort neben den drei neuen Zwerghühnern und Grüni auch eine Taube vorfand, die zwar etwas ängstlich guckte, aber dies mehr wegen meiner Fotografiererei, die aber keinerlei Scheu gegenüber den Hühnern hatte und auch von denen nicht weggehackt wurde. Wenn man bedenkt, daß man in den Hühnerstall nur durch eine kleine Klappe am Erdboden von der Voliere aus hinein kommen kann, dann muß man nur den Hut ziehen vor der Intelligenz dieser kleinen Taube, die extrem erschöpft war und die als wahrscheinlich einzigste Möglichkeit an Futter und Wasser zu kommen und um sich zu erholen, den kleinen Hühnerstall auswählte und es darauf ankommen ließ, ob sie mit den Hühnern darin klar kommen wird.

Sagenhaft, wie schlau Tiere sind. Von den Fähigkeiten der Tiere ahnen die meisten dämlichen Menschen gar nichts. Auch wenn man bedenkt, daß in der Regel, wenn alles gut geht, eine Taube nach seinem Schlag zurück findet, einen Orientierungssinn hat, der sich allein nach der Erdgravitation richtet, dann sind Fähigkeiten eines Menschen dagegen oft nur minderwertig.

Ich halte diese ganzen Brieftauben-Wettkämpfe für Tierquälerei und den Protagonisten dieses „Sports“ wünschte man, daß man mit ihnen genau so verfahren würde, wie sie mit ihren Tieren verfahren, nämlich in einer fremden Gegend ausgesetzt werden und dann ohne Hilfsmittel nach Hause laufen. Das wird diesen Typen, meistens Männer, die gierig auf Pokale sind, ohne Wegweiser oder andere Hinweise nicht gelingen. Oft sind die Halter von Brieftauben grobschlächtige Männer aus dem Proletenmilieu, sie erkennen meistens gar nicht die unvergleichliche Schönheit einer Taube, die ästhetisch gesehen engelsgleich ist, wie Künstler vieler Jahrtausende schon erkannten. Aber von Kunst und Ästhetik halten die wenigsten Brieftaubenzüchter etwas, Feinsinnigkeit und wirkliche Tierliebe schließen sich bei diesem Sport aus, sonst würde man den Tieren diese Touren nicht zumuten.

Die kleine Taube war beringt. Ich telefonierte auch mit dem Besitzer, der mich bat, die Taube sich bei mir erholen zu lassen, was ich gern mache, denn dazu tut sie mir zu leid, so erschöpft wie sie ist. Dieser Herr hat 120 Tauben, neben jeder Menge Enten und Hühnern und wohnt im Norden von Sachsen-Anhalt. Die arme kleine Taube wurde in Polen ausgesetzt und fand den Weg nach dem Norden Sachsen-Anhalts nicht mehr, landete hier in Dessau und ich hoffe, daß sie sich wieder erholt, denn derzeit rührt sie sich kaum vom Fleck, frißt aber und trinkt, macht aber keine Anstalten zu fliegen. 
 




 
 
Daß sich Hühner mit anderen kleinen Vögeln gut verstehen können, dies bewiesen die Hühner im vorigen Jahr, als sie einen kleinen Sperling "adoptierten", siehe dazu diesen Blogbeitrag:
 
 
 

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