Freitag, 14. Februar 2014

1979 in der DDR: Diskussion in Dessau über Taubenfütterung

Können Sie sich, liebe Blogleser, noch an meinen Blogbeitrag vom September 2013 erinnern: „Plädoyer für die Taube“ (http://barrynoa.blogspot.de/2013/09/pladoyer-fur-die-taube.html)?

Daß es schon immer Taubenfreunde und Taubenfeinde gab, dies beweist eine Diskussion, die ich schon 1979 in Dessau auf der Seite der Taubenfreunde führte. Auslöser war ein Artikel in der Tageszeitung der SED für den Bezirk Halle, „Freiheit“, auf der Lokalseite von Dessau, wo man gegen das Taubenfüttern wetterte. Leider habe ich diesen Beitrag nicht aufgehoben, dafür aber meinen Leserbrief (gekürzt von der Redaktion der „Freiheit“) und eine Erwiderung eines Offiziellen. 1979 war ich nicht mehr bei der LDZ beschäftigt, sondern Klubhausleiter in einem Klubhaus der Werktätigen, schrieb also einen ganz normalen Leserbrief, um gegen diesen Aufruf zum Nichtfüttern etwas entgegen zu setzen. Ich habe dies mal eingescannt.


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Schon damals haben die Verantwortlichen, wie dieser Herr Haenschke, den Standpunkt vertreten, daß generell Winterfütterung nicht nötig täte - Haenschke: „Winterverluste stellen einen natürlichen Auslesefaktor dar, durch sie werden die Bestände entsprechend der Umweltkapazität reguliert, und außerdem werden die Populationen gesund gehalten, da alle kranken und geschwächten Tiere ausgemerzt werden.“

Diese unwissenschaftliche und unethische Haltung wird von Ewiggestrigen sogar heute noch immer vertreten, wenn auch nicht mehr so stark wie in der damaligen DDR. Gerade in der DDR gingen die Bestände an Vögeln stark zurück, da durch die LPG´n großflächig Ackerbau betrieben wurde. Feldraine mit Wildkräutern und Wildsamen, die für Vögel überlebensnotwendig sind, die gab es kaum noch, außerdem wurden tüchtig Unkrautvernichtungsmittel auf die Felder gesprüht, für Tiere ein Desaster, da keine ausreichende Nahrung mehr vorhanden oder vergiftet. Das wurde in der DDR ignoriert.

Jetzt weiß man, daß deshalb Winterfütterung unbedingt notwendig ist. Ja, etliche Wissenschaftler raten sogar zur Ganzjahresfütterung unserer Vögel, da das Nahrungsangebot für unsere Vögel durch Monokulturen gigantischen Ausmaßes nicht mehr ausreicht, siehe dazu u.a.: https://www.sielmann-stiftung.de/aktuelles/vogelfuetterung-rund-ums-jahr.

Eine freie Diskussion gab es 1979 in der DDR natürlich nicht, also eine Erwiderung auf den Beitrag von Haenschke war nicht mehr möglich. Daß man damals überhaupt etwas kritisieren durfte, war schon ein Entgegenkommen. Noch heute können sich ehemalige DDR-Bürger nicht mit der freien Meinungsäußerung abfinden. Es steckt immer noch das DDR-Duckmäusertum in ihnen. Kritik wird dann mit Nörgelei gleichgesetzt, die ein „guter“ Staatsbürger tunlichst zu unterlassen hat. Daß es ohne Kritik keine Demokratie geben kann, das können viele ehemalige DDR-Bürger nicht verinnerlichen. Neulich hörte ich im Radio einen alten SEDler über den Bundestag meckern. Es würde ihn anöden, daß man sich dort immer so „beschimpfen“ würde! Daß Rede und Gegenrede, ein Herzstück einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung ist, das widerstrebt vielen unfreiheitlichen Bürgern noch immer.

Was man den Dessauer DDR-Stadtoberen damals allerdings zugute halten muß, daß sie nur die Bevölkerung dazu aufriefen die Stadttauben nicht zu füttern und diese nicht etwa vergifteten, was in heutiger Zeit leider passiert.          

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