Dienstag, 9. August 2011

Altes: Lange Strümpfe, Leibchen und Strapse für Knaben - Anno 1955


Heute schaute ich mir Vaters Erstkommunionsfoto an (1. Foto), da mußte er so 12 Jahre alt gewesen sein, also 1933. Vater trug da lange schwarze Strümpfe und wie ich weiß, waren dies keine Kniestrümpfe, sondern lange Strümpfe. Doch wie hielten die, denn Strumpfhosen gab es damals noch nicht?

Ich weiß es, denn ich kam kurze Zeit auch in den „Genuß“ lange Strümpfe zu tragen und das gefiel mir ganz und gar nicht, denn die langen Strümpfe wurden von einem Leibchen gehalten und das mochte ich überhaupt nicht. Auf dem 2. Foto sieht man mich (in der Mitte von Kindern meiner Straße) mit solchen langen Strümpfen im Alter von fast 4 Jahren (1955). Und wenn ich mich recht erinnere, dann hatte ich ein Leibchen nur bis zu diesem Alter tragen müssen, da Mutter dies dann unmodern fand und ich es bis dato hauptsächlich deshalb getragen hatte, weil meine Omas meinen Eltern eingeredet hatten, daß dies für Jungs ideal wäre.

Man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, daß bis Mitte der 50er Jahre Jungs mit so einer Art Korsett (siehe farbige Illustration und Foto darunter) rumliefen, an denen diese ulkigen Strapse hingen, an die man dann die Strümpfe anmachte, nicht anders als es heute noch Frauen tragen, allerdings dann auf erotische Art und Weise und mit Chic. Diese Biester von Strapsen gingen aller nasenlang ab, denn in den 50er Jahren war Markenware knapp. Die vor dem Krieg auf dem deutschen Markt angebotenen amerikanischen Leibchenhalter (siehe amerikanische Reklame) gab es nicht mehr, jedenfalls im Osten nicht, und so wurde sich provisorisch beholfen.

Ich mußte diese Leibchen ja zum Glück nicht lange anziehen und als Schulkind schon gleich gar nicht mehr, aber ich erinnere mich, daß ein Mitschüler diese langen Strümpfe noch im Alter von ca. 10 Jahren trug, so wie die Knaben auf den Beispielfotos (50er bis 60er Jahre), siehe oben. Im Umkleideraum zum Turnunterricht wurde er dann sehr oft gehänselt, wenn er da so in seinem „Korsett“ dastand. Der Sportlehrer spottete da am meisten, dies obwohl ihm klar sein mußte, daß der Schüler nichts dafür konnte, daß er so angezogen war, und daß auch seine Mutter, eine alleinerziehende Invalidenrentnerin, aus Armut diese antiquierte Kleidung dem Jungen anzog. Nun ja, es war nicht verwunderlich, denn dieser Lehrer war ein typischer Krawallkommunist, ein Roter (SED !), wie es zu DDR-Zeiten viele unter den „Pädagogen“ gab, die in ihrer Art und Weise des Umgangs mit Schülern mehr der alten preußischen Zeit und oft sogar der Nazipädagogik verschrieben waren als der modernen Zeit. Mehr über diesen von mir gehaßten Sportlehrer, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2009/08/von-einem-brutalen-sportlehrer-und.html . Die SED-Genossen unter den Lehrern wurden nach der Wende fast alle in den Schuldienst der Bundesrepublik übernommen. Eine Ohrfeige für Generationen von Schülern, die dem DDR-Schulsystem und besonders den SED-Typen unter den Lehrern ausgesetzt waren.

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