Samstag, 12. März 2011

Kultur-Nepp im Dessauer Palais Minckwitz


Ob das Palaisherr Dr. Fuchs weiß (er war nicht anwesend), was da in seinem Dessauer Palais Minckwitz sich an Kultur-Nepp abspielt und dies zu Eintrittspreisen die sich gewaschen haben – 14,- Euro oder 9, - Euro ermäßigt pro Platz? Ja das Palais Minckwitz hat schon ein schönes Ambiente, aber schäbige Gartenstühle, so wie früher in der Bahn á la 4. Klasse, die passen da wahrlich nicht rein. Ja und das Publikum, nun sagen wir es vornehm: Es war nicht vornehm! Vor mir eine liebestolle Mittdreißigern die unentwegt ihren Mann (oder war es ihr Liebhaber) den Rücken erotisch kraulte, dazu dann kein Blick auf die Bühne, die keine war, da nicht erhöht! Was man sah, das waren die Frisuren der vor einem Sitzenden. Also da hätte ich auch hinter einer Steinsäule sitzen können, und hätte nicht weniger gesehen, da nützten auch die Billig-Operngläser rein gar nichts die der Veranstalter für die hinten Sitzenden austeilte. Daß man sich mit diesen Chinagläsern sowieso die Augen verdorben hätte, das wäre sicher gewesen, bei diesen milchig-gebrochenen Gläsern .

Ja und dann das Programm: Nun die musikalische Einleitung einer Gamba spielenden Musikerin war recht ansprechend, nur das Palais hat scheinbar keine schallschluckenden Fenster und wenn Fußgänger auf der vielbefahrenen Johannisstraße vorbei kamen, dann konnte man jedes Wort verstehen was die so von sich gaben, vom Autoverkehr ganz zu schweigen. Dann die eigentliche Vorstellung, das „Paperback-Papiertheater“ mit dem Titel „ Der gern-groß werden-wünschende König und sein närrischer Berater“, ja da hatte ich mir viel versprochen, kannte man doch die schönen alten Papiertheater, wo jahrhundertelang die wunderbarsten Stücke gespielt wurden, ähnlich einem Puppentheater mit Kulissen, einem Vorhang und vielen bunten Papierfiguren. Nichts dergleichen kam! Einzig und allein ein schmuckloser Tisch stand im Raum und die Akteurin holte weiße Papierfiguren aus einem Koffer, die ähnlich wie Origami-Figuren aussahen und fing an da eine Story zu fabrizieren so wie das Kinder mit Lego-Figuren gern machen.

Schäbig, schäbig, zumal der Nepp und Etikettenschwindel perfekt wird, wenn man auf die Homepage des Papiertheaters geht, wo auf der ersten Seite mit so einem wunderbaren alten Papiertheater geworben wird, siehe: http://www.paperback-papiertheater.de . Ich hätte Ihnen, liebe Blogleser, gern Fotos von den heute Abend dort realen Figuren und dem schäbigen Tisch auf dem das Ganze stattfand gezeigt, hatte auch mich erhoben und ein wenig fotografiert (erstmalig konnte ich da überhaupt was sehen, was mir im Sitzen unmöglich war), doch da schritt der Veranstalter ein und tat kund, daß bei dieser Veranstaltung das Fotografieren nicht erlaubt sei. Daß in der ersten Reihe eine junge Frau mit dem Handy fotografierte, dies ließ er allerdings zu, aber wahrscheinlich war ihm zu Ohren gekommen wer ich sei, und da mein Blog, was die Leserzahlen anlangt, einer der meistgelesenen in Dessau ist, wurde ihm wahrscheinlich mulmig, daß ich über dieses „Theater“ im negativen Sinne berichten würde und Fotos die das belegen, die kämen da sehr ungelegen. Nun, leider muß ich deshalb die gemachten Fotos schwärzen, denn ein Veranstalter hat das Hausrecht und kann auch gegen ohne seine Erlaubnis gemachte Fotos klagen.

Na ja, das freie kritische Wort können derartige Veranstalter zum Glück noch nicht den Schriftstellern und Journalisten verbieten. Wer meinen Blog kennt, der weiß, daß ich früher selber als Veranstalter tätig war, siehe z.B. den gestrigen Beitrag über Andrea Centazzo, da ist es natürlich, daß ich über derartiges Gebaren von Veranstaltern nur mit dem Kopf schütteln kann. Also bei mir bekamen die Pressefotografen freien Eintritt und ein Glas Bier gratis, denn Fotos in den Medien über eine Veranstaltung sind immer gut - es sei denn man möchte nicht das etwas an die Öffentlichkeit dringt, sich das Publikum sagt: "Das ist mir mein Geld nicht wert!"

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