Mittwoch, 1. Dezember 2010

Ostalgie: Vom Erfurter Garten-Versandhaus Martin und der "Cocozelle von Tripolis"



Dezember – in diesem Monat blätterten wir zu DDR-Zeiten zuhause in den Katalogen der Garten-Versandhäuser. Samen, Blumenzwiebeln und sonstiger Gartenbedarf waren knapp und man mußte sich rechtzeitig mit all dem eindecken, wollte man im Frühjahr säen und pflanzen. Wir bestellten viele Jahre lang bei dem Erfurter Versandhaus Martin, dessen Katalog wir jedes Jahr unaufgefordert zugeschickt bekamen. Vergleicht man die Preise von Saatgut mit denen der Jetztzeit, dann kann man eine immense Teuerung feststellen. Das Tütchen Gartenkresse kostete damals 10 Pfennige, diese niedrigen Preise findet man heutzutage nirgendwo mehr. Das Versandhaus Martin  hatte viele eigene Marken, da eigene Saatzucht und Pflanzenzucht, es wurden aber auch Produkte anderer Saatzuchtbetriebe, so von F.C. Heinemann, N. L. Chrestensen oder dem volkseigenen DSG angeboten. Ab 1970 gaben das Versandhaus des volkseigenen Deutschen Saatgutbetriebes (DSG) und der private Betrieb mit staatlicher Beteiligung F.C. Heinemann einen gemeinsamen Versandkatalog heraus. Diesen Katalog bestellten wir ab und an interessehalber. Neben ein paar Seiten von zwei alten Martin-Katalogen, habe ich auch ein paar Seiten eines solchen aus meinem Archiv eingescannt. Die auf der Rückseite abgebildete Zucchinisorte „Cocozelle von Tripolis“ war damals mein Steckenpferd beim Gemüseanbau in unserem Garten. Es machte mir Spaß diese Sorte auszusäen und zu hegen und zu pflegen, da sie im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen immer prächtig gedieh und sehr große Ernten einbrachte. Meine Mutter verarbeitete die großen Früchte indem sie diese wie Senfgurken einweckte. Mit viel kleinen Zwiebeln, Senfkörnern und anderen Gewürzen schmeckten sie wunderbar würzig. Das Fruchtfleisch war schön fest und nicht so wabbelig wie bei Gurken. Ich habe ein paar mal probiert diesen tollen Geschmack wie bei meiner Mutter hin zu bekommen, es ist mir leider nicht gelungen. Ich hätte damals, als meine Mutter einweckte, hinsehen sollen, aber für das Einwecken hatte ich als Jugendlicher oder junger Erwachsener wenig Interesse und so ist dieses Rezept leider unwiederbringlich verloren.   

Keine Kommentare: