Donnerstag, 27. Mai 2010

Der Manga-Zeichner Guido Göricke aus Dessau-Roßlau



Japan ist das Land der Cartoonisten. Es gibt dort zehntausende Zeichner die mit ihrer Kunst ihren Lebensunterhalt verdienen und wer Talent hat der erfährt in Japan größte Hochachtung und Förderung. Trotz dieses Überangebotes gelingt es mir immer wieder auf diesem Kunstmarkt ein paar Cartoons abzusetzen. Es ist typisch für Dessau, in meiner Heimatstadt kennt mich kaum jemand unter meinem Künstlernamen Barry Noa, Japaner aber kennen mich. Zu DDR-Zeiten sah es noch anders aus, da wurden Künstler gefördert. In Dessau waren es das Kreiskabinett für Kulturarbeit unter der Leitung von Waltraud Kroker und die Staatliche Galerie Schloß Georgium unter der Leitung von Ingrid Ehlert, die sich vorbildlich um die Berufs-und Laienkünster der Stadt Dessau kümmerten. Vorbei das Ganze! Die derzeitige Stadtverwaltung ignoriert geflissentlich die eigenen Dessauer Künstler. Es herrscht absolute Totenstille. Daß darunter auch junge Talente leiden, dies erfuhr ich als mich der Dessau-Roßlauer Cartoonist Guido Göricke ansprach und mich bat doch ihn mal insofern zu unterstützen, indem ich ihn in meinem Blog vorstellen würde. Auch ich kannte bisher den 23jährigen Guido Göricke nicht, wie denn auch, denn sein Talent wird geradezu mit Füßen getreten, da er sich nicht durchsetzen kann, da er keine Kontakte außerhalb des kulturfeindlichen Dessau-Roßlau hat.

Guido Göricke hat sich als Autodidakt dem Zeichnen von Mangas verschrieben. Er schreibt die Storys zu den Bildgeschichten selbst und er entwirft und baut auch Mangafiguren aus Masse. Unzählige Ordner mit Comics, Skizzen und Entwürfen füllen seine Einraumwohnung. Statt nun sein Talent zu fördern, ihm Zeichenunterricht oder Praktika bei Künstlern zu ermöglichen, so wie man dies vor 1990 in Dessau mit Talenten machte, da ignoriert man ihn. Statt ihm zu helfen seine Zeichenkunst und seine schriftstellerische Kunst zu vervollkommnen, muß er tagtäglich ganztags in einer Werkstatt stupideste Arbeiten verrichten, dies für einen Hungerlohn um die 100 Euro im Monat und dies mit Kollegen um sich, deren geistiger Horizont erschreckend ist, da in der Behindertenwerkstatt, in der er wegen eigener leichterer Behinderung arbeitet und er auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht unterkam, viele geistig zurück gebliebene Menschen tätig sind. Daß so ein Umfeld die eigene künstlerische Kreativität nicht fördern kann, dies leuchtet ein. Einmal in den Fängen so einer Einrichtung zu sein, dies bedeutet, daß man fremdbestimmt ist und derartige Einrichtungen haben ja keinerlei Interesse, daß irgendein dort Tätiger von der stupiden Arbeit freikommt um sich künstlerisch verwirklichen zu können, wird doch an jedem dort Arbeitenden tüchtig verdient und es hängen an einer Auslastung der dortigen Arbeitsplätze die Gehälter der diversen Betreuer, Sozialpädagogen, Werkstattleiter, Verwaltungskräfte etc.

Die Realität ist leider die, daß auf fast allen Gebieten die versprochene Freiheit nach der Wende ausblieb, ja daß im Gegenteil auf sehr vielen Gebieten die Freiheit welche die Bürger vor der Wende hatten immer mehr eingeschränkt wurde, dazu zählt auch die Freiheit sich auf dem Gebiet der Kunst verwirklichen zu können, dies mit Förderung von Talenten und nicht mit Unterdrückung derselben und Zwangsarbeit von talentierten Menschen in Maßnahmen des zweiten Arbeitsmarktes die nicht ihrem Niveau entsprechen. Es ist doch würdelos wenn durch die schändlichen Hartz-Gesetze nach einem Jahr Arbeitslosigkeit intelligente Menschen, zum Teil Akademiker, etwa in Grünanlagen Laub fegen müssen, weil sie einen solchen 1-Euro-Job zwangsweise annehmen müssen, oder daß begabte Zeichner in einer Behindertenwerkstatt stupideste Arbeiten verrichten müssen. Daß dies unter den Begriff Zwangsarbeit fällt, ist logisch, denn tun diese Menschen diese Arbeit nicht, dann wird ihnen die Existenz genommen, durch Versagen von jeglichen finanziellen Leistungen und damit zwangsläufiger Obdachlosigkeit.

Aus unzähligen Comicfolgen von Guido Göricke für die Leser des Blogs ein paar Ausschnitte und zwei Fotos von ihm in seiner Einraumwohnung die ihm auch als Atelier dient.

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