Sonntag, 7. Februar 2010

Mehr Platz für deutsche Spießbürger?


„Sich fügen heißt lügen!“ (Erich Mühsam)

 


Immer mehr Bürger haben die Schnauze voll von Deutschland und ziehen weg, teilweise zwar nur zeitweise, wie 5-6 Monate im Jahr nach Thailand, Spanien, Marokko usw. Dies nicht nur wegen des kalten Wetters in Deutschland, sondern auch wegen der allgemeinen Verschlechterung auf allen Gebieten wie der bürokratischen Entartung und Gängelung des Bürgers durch den deutschen Amtsschimmel. Immer mehr wird der Bürger zum unmündigen Kind gemacht, junge Erwachsene werden diskriminiert (Kindesalter wurde bis zum 18. Lebensjahr heraufgesetzt, sogar 24jährige müssen noch zuhause bei den Eltern wohnen bleiben, weil sie sonst Gefahr laufen bei Hilfebedürftigkeit (Hartz IV) dieses dann nicht zu bekommen, wenn sie nicht mehr bei den Eltern wohnen, siehe auch Kolumne http://barrynoa.blogspot.com/2010/01/deutsche-wirklichkeit-2010.html ) und dann diese Diskriminierung von alten pflegebedürftigen Menschen die in deutschen Pflegeheimen ein menschenunwürdiges Leben führen müssen bis hin zu Misshandlungen die kaum mal geahndet werden (ein Link unter vielen dazu:

http://www.hronline.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?key=standard_document_33432764&rubrik=5710  und die Altersgruppe der im mittleren Alter stehenden Menschen wird permanent vom Staat geschröpft und mit immer neuen Bestimmungen und verschärften Gesetzen auf allen Gebieten um die Lust am Leben hier in Deutschland gebracht, ausgenommen natürlich die Profiteure dieses Systems, wie die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und die Beamten.


Dieses erzählte ich einer Bekannten und deren Reaktion war folgende: „Sollen sie abhauen, dann wird wenigstens wieder Platz für uns in Deutschland!“ Hm! Für wenn wird da mehr Platz? Für alle die, die in deutscher Wagenburgmentalität zu Deutschland stehen, egal wie schlecht das Gesellschaftssystem ist? Diese Meinung erinnerte mich an die der deutschen Spießbürger der letzten 200 Jahre. Als nach 1815 freiheitsliebende Deutsche den feudalen Absolutismus in den deutschen Kleinstaaten mit all der Unterdrückung und Gängelung nicht mehr aushielten, da wanderten sie nach Amerika aus, damals ein Kontinent der Freiheit, jedenfalls gegenüber Europa. Ja und die öffentliche Meinung der daheim gebliebenen Kleinbürger? Die war so, daß man den Auswanderern keine Träne nachweinte, man bezeichnete sie gar als Kriminelle und minderwertiges Pack welches es angeblich zuhause zu nichts gebracht hatte. Nicht anders erging es den Emigranten die ab 1933 Deutschland den Rücken kehrten. Auch die hielten die Unterdrückung durch den nationalsozialistischen Staat nicht aus und zogen weg von Deutschland. Von den in Deutschland verbliebenen Kleinbürgern aufs heftigste als Vaterlandsverräter beschimpft waren diese Deutschen aber die moralisch Hochstehenden im Gegensatz zu denen die sie beschimpften. Abertausende Deutsche emigrierten, von den besten Dichtern Deutschlands bis hin zu demokratischen Politikern, die z.B. in Prag eine antifaschistische deutsche Presse aufbauten. Ja, wer verläßt schon ohne Not und ohne Einsicht, daß es in absehbarer Zeit nicht gelingen wird die gesellschaftlichen Zustände des Vaterlandes zum Besseren zu ändern, sein Heimatland? Kaum jemand! Immer sind es die Aufrichtigen die ihr Vaterland verlassen und zurück bleiben die welche nicht weg können aus den verschiedensten persönlichen Gründen und die, die das jeweils herrschende System gut finden, sei es auch noch so repressiv wie das der Nazis. Nicht viel anders erging es den Flüchtlingen welche die sozialfaschistische DDR verließen, die sogar bei der Flucht ihr Leben riskierten. Gingen sie frohen Herzens weg? In den seltensten Fällen war dies der Fall. Sie gingen weg weil sie den Staatsbürokratismus, der in der DDR fälschlich als Sozialismus verkauft wurde, nicht länger ertragen wollten. Ja und gab es keine Spießbürger in Westdeutschland? Zur Genüge! Als ab 1968 endlich ein befreiender Wind durch das reaktionäre Land wehte, da war es der kleinbürgerliche Mob der gegen die fortschrittlichen Studenten und Demonstranten hetzte. Ein bekannter Spruch dieses reaktionären Pöbels lautete: „Sollen sie doch nach drüben in den Osten gehen, dann sind wir sie endlich los!“


Immer ist es der Freiheitsdrang der Bürger eines Landes der dazu treibt das eigene Land zu verlassen. Warum fliehen denn geradezu Millionen Bundesbürger im Urlaub ins Ausland? Nur der Sonne wegen? Wohl kaum, auch weil es sich in vielen Ländern mittlerweile freier leben läßt als in Deutschland. Und könnten es sich Millionen Deutsche finanziell leisten dann würden sie den Großteil des Jahres in freieren Ländern verbringen, unterbrochen nur von kurzen Stippvisiten in Deutschland. Im Gegensatz dazu die kleinbürgerlichen Deutschen in ihrer Wagenburgmentalität: Sie würden es noch begrüßen und gutheißen wenn Hartz-IV-Empfänger in Marschkolonnen und im Häftlingsanzug die Straßen kehren müßten, so wie früher die Gefangenen zu Kaisers Zeiten. Schon heute regt sich kaum ein Bürger darüber auf, daß 1-Euro-Jobber in öffentlichen Grünanlagen Zwangsarbeit leisten müssen und sie schon von weitem als 1-Euro-Jobber stigmatisiert werden durch kanariengelbe Arbeitsanzüge.



„Sollen sie abhauen, dann wird wenigstens wieder Platz für uns in Deutschland!“ – Na dann, mehr Platz für den deutschen Spießbürger, frei nach Voltaires Zitat aus einem seiner Werke wo der Akteur meint in der besten aller Welten (Länder) zu leben und dem Veränderungen zu mehr Freiheit ein Graus waren. Willy Brandts berühmter Slogan „Mehr Freiheit wagen!“ den fand der deutsche Spießbürger schon damals suspekt und heute mehr denn je.


Apropos! Die Vertreter der Meinung, daß mehr Platz in Deutschland dann für sie selber käme wenn libertär eingestellte Bürger das Land verließen, dies wird ein Irrtum sein, denn immer noch ist die Einwanderung entschieden höher als die Auswanderung. Warum kommen nun diese Immigranten nach Deutschland wenn hier alles so schlecht ist, fragen dann diejenigen die, die gesellschaftlichen Zustände in Deutschland noch immer so gut finden? Sie kommen deshalb weil sie im Gegensatz zu den vielen kuschenden, verhuschten, spießbürgerlichen Deutschen sich vieles hier gar nicht gefallen lassen. Selbstbewußt gehen sie meistens durchs Leben und halten zusammen. Wo gäbe es das, daß z.B. Türken einen Landsmann in Deutschland jahrelang obdachlos allein ließen? Gibt es nicht (Obdachlosenstatistik)! Dort herrscht eine solidarischere Mentalität als unter den Deutschen. Bei Deutschen passiert es, daß deutsche Hartz-IV-Empfänger sich Obdachlosen moralisch überlegen fühlen, diese gar als Penner diskriminierend bezeichnen und sie schauen weg wenn Obdachlose von Bahnhöfen und Einkaufspassagen unsanft von Sicherheitskräften in die Kälte raus geschmissen werden. Da kann es sogar passieren, das Hartz-IV-Empfänger die das Glück haben das ihnen die Wohnungsmiete und die Heizkosten vom Staat bezahlt werden, weil sie über 25 Jahre alt sind und immer schön brav ihrem Fallmanager zum Mund geredet haben und dadurch Privilegien gegenüber kritischen Bürgern haben, die Nase rümpfen wenn in ihrem Keller im Wohnblock sich „unerlaubt“ ein Obdachloser mal über Nacht einquartiert hat um draußen nicht zu erfrieren. Solche moralisch entsolidarisierten Typen bringen es sogar fertig und würden die Polizei rufen die dann den Obdachsuchenden dort entfernt – eine typische Mentalität des deutschen Spießbürgers: Nach oben katzbuckeln und nach unten treten!

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