Donnerstag, 14. Mai 2009

Samaritergeist und preussischer Bürokratengeist

Die unterschiedliche Außenwirkung von sozialen Einrichtungen ist oftmals nur eine Frage der Leitung derselben. Ist z.B. ein Leiter sozial kompetent und hat eine Samariternatur dann wirkt dies auch nach außen für den Menschen, im Gegenzug dazu wird das Ergebnis für den Menschen schlecht ausfallen wenn der Leiter einer solchen sozialen Einrichtung eventuell einen herrschsüchtigen Charakter hat und dazu noch kleinkariert preussisch bürokratisch eingestellt ist.

Beredtes Beispiel sind zwei solcher Einrichtungen in Dessau, die Bahnhofsmission und die Suppenküche, beide mit christlichem Auftrag, die erstere halte ich für wahrhaft christlich eingestellt und die zweite leider für das Gegenteil. Und beide Male mache ich für den Geist der dort herrscht die Leiterinnen verantwortlich. Die derzeitige Leiterin der Dessauer Bahnhofsmission ist eine wahre Samariterin die die Gäste zuvorkommend behandelt und ihre Würde achtet, seien es auch noch so verkrachte Existenzen. Gelinde gesagt ist es so, daß man in der Bahnhofsmission Dessau wie in einem guten Café bedient wird mit genau derselben Gastfreundlichkeit wie dort. Äußerst beachtlich und in wahrhaft christlichem Geiste!

Negativ dagegen die Suppenküche in Dessau! Vor ein paar Tagen aß das erste Mal ein Bekannter von mir dort. Da er Suppe und Nachtisch nicht auf einmal tragen konnte bat er die Chefin die dort zufällig stand ihm doch mal die Tür zu öffnen – erstaunte unfreundliche Reaktion dieser Dame ob dieses Ansinnens, daß ein „Suppenküchen-Bittsteller“ so etwas von ihr erbat, dies war wahrscheinlich wegen des Klassenunterschiedes mehr als befremdlich.
Heute nun kam ich in die Verlegenheit diese soziale Einrichtung aufzusuchen, da ich im daneben befindlichen Leopolddankstift von 10-15 Uhr wegen Handwerkern nicht von dort wegkam um woanders etwas zu essen oder aus der Kaufhalle mir etwas zu holen. Von den Bewohnern des Leopolddankstiftes hatte ich vernommen, daß diese sich gelegentlich von dort in einem Gefäß Suppe holten, denn jeden Tag selber kochen ist nicht jedem möglich. Nun ich also um 12.00 Uhr mal kurz rüber in diese Suppenküche und wollte dort ein Essen kaufen. Dort mußte ich feststellen, daß dies nicht so einfach möglich ist, außer Haus (ein Haus weiter!) würde man die Suppe nicht verkaufen, auch mein Hinweis auf mir bekannte Außerhauskäufer fruchtete nichts - man holte die Chefin! Der erläuterte ich mein Anliegen, daß ich mich nicht zum Essen dort hinsetzen könne wegen der Handwerker nebenan, ich gleich wieder zurück müsse und deshalb das Essen gern mitgenommen hätte, aber dies quittierte sie nur mit Achselzucken! In äußerst unfreundlicher Art und Weise wurde ich abserviert. Was dies alles mit Kompetenz auf sozialem Gebiet zu tun hat, dies entzieht sich meiner Kenntnis. Es ist wirklich schade um diese Einrichtung, noch dazu wo es so viele wirklich sozial kompetente Arbeitslose gibt die eben diese innere Samaritereinstellung haben, die aber leider nicht an derartige Arbeitsstellen gelangen.

Von meinem Großvater weiß ich, daß es in der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren auch eine Suppenküche in Dessau gab. Eine zeitlang war er auch auf diese billige Suppe angewiesen und selbstverständlich wollte er nicht mit oftmals schrägen Typen dort speisen und nahm sein Henkeltöpfchen mit um dann zuhause die Suppe zu essen. Ja und heute? Da ist dies nicht mehr möglich? Verboten? Es kann doch wohl nicht wahr sein, daß Gäste gezwungen werden sich in den Speiseraum zu setzen um dort die Suppe zu essen, zusammen mit - wie ich feststellen mußte - recht zwielichtigen Typen, und es nicht möglich ist die Suppe zuhause zu essen und dies nicht mal im dringlichen Ausnahmefall? Eine eigenartige Philosophie dort die ich nur mit preussisch bürokratischen Ungeist erklären kann der bei deutschen Amtspersonen immer noch drin steckt, in der unheilvollen Kontinuität von der Kaiserzeit bis heute.

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