Dienstag, 20. Januar 2009

Post Skriptum zum gestrigen Posting

Na, da habe ich ja wieder mal in ein Wespennest gestochen, wie man so schön sagt: „Getroffene Hunde bellen“!? Aber ich freue mich wenn Emails kommen und seien sie auch schimpfender Art. Daß sich manch „Bild“-Zeitungsleser und all die Typen die vor gar nicht langer Zeit ihr Auto mit Deutschandfahnen „schmückten“, sich durch meine letztes Posting betreffs des „deutschen Wesens“ auf den Schlips getreten fühlten, dies war mir klar und sogar beabsichtigt, aber dass auch einige rational denkende Leser gar nicht recht mit bekommen haben was ich in meinem Posting ausdrücken wollte, dies ist schade. Und darum eine kleine Nachlese für etwas Begriffsstutzige.

Ja natürlich ist ein so verwilderter Garten wie in dem Alfons-Video kein schöner Anblick und natürlich fliegt der Unkrautsamen zum Nachbarn, aber deshalb einen alten Mann dem die Frau gestorben ist, der eventuell krank und durch Trauer depressiv ist, mit Wonne die Kündigung zu schreiben, dazu mit dieser deutschen kaltschnäuzigen Häme noch betonend, dass dieser alte Mann früher mal Erster Vorsitzender dieses Schrebergartenvereins gewesen war, also Verdienste hatte?

Meinen Sie, liebe deutschtümelnden Email-Schreiber, dass wenn es diese Schrebergärten in Arabien, Albanien oder in einem anderen südlichen Land geben würde (Zum Glück kennt man dort diese Art reglementierter und durch preussischen Vorschriftenwahn bestimmten Gärten nicht, denn diese Art von Gärten können nur bei deutscher Mentalität so bestehen wie sie bestehen, mit all den Verboten und Geboten bis hin zum Übernachtungsverbot in der Gartenlaube), man dort einen alten Mann von seinem Grundstück schmeissen würde? Wohl kaum, denn erstens ehrt man dort das Alter und zweitens ist man hilfsbereit und hat eine Ehre im Leibe die sowohl Gastfreundschaft wie auch Einstehen in der Gemeinschaft einschliessen, Dinge die dem Deutschen wesensfremd sind. Also zu 100 % hätte in dem Fall, dass dies in einem südlichen Land so anstehen würde, eine Schrebergartengemeinschaft dort, statt den Mann raus zu schmeissen, ihm geholfen den Garten halbwegs vom Unkraut zu befreien und ansonsten hätte man auf derartige Vorschriften, dass ein Garten gepflegt auszusehen hätte – gesch…… !

Daß diese deutsche Art des Umgangs miteinander sich keineswegs auf kleinbürgerliche Spießer in Schrebergärten beschränkt, dies zeigt sich doch allenthalben. Schauen Sie doch mal in größere Familien. Auch dort werden Alte in Altersheime abgeschoben. Man ist lieber berufstätig, statt sich um die Alten zu kümmern. Kein Land der Welt hat so viele Altersheimplätze im Verhältnis zur Bevölkerung wie Deutschland. Es ist eben doch eine Mentalitätsfrage, denn die vorgeschobenen Gründe, dass alle in der Familie arbeiten gehen müssen, und dadurch keiner sich um die Alten kümmern könne, die sind mehr als durchsichtig, denn in den meisten Ländern wo man fast gar keine Altersheime kennt, wo man fast immer in der Familie alt wird und von der Familie im Alter und bei Krankheit gepflegt wird, lebt man weitaus ärmer als in Deutschland, siehe z.B. Albanien. Dort wäre es eine Schande wenn jemand nicht seine Eltern im Alter bei sich betreuen würde, es ist eine Frage der Humanität, Moral und der Ehre!

Nun kommt vielleicht der Einwand: „Ja, aber früher war alles besser! Da hatte man dieses Gemeinschaftsgefühl noch!“ Alles kalter Kaffee und Geschichtsklitterung und Schönreden der deutschen Ellenbogenmentalität, die auch früher schon vorhanden war. Diese preussische Kälte herrschte schon ebenso unter dem Kaiser, der Weimarer Republik, unter den Nazis, in der sozialfaschistischen DDR wie auch im kapitalistischen Westdeutschland. Beispiele gefällig? Im März 1945 lag unser Haus auf dem Sandberg in Dessau-Törten in Schutt und Asche, zerstört durch die Druckwelle einer Luftmine durch das angloamerikanische Bombardement. Diese Druckwelle traf ausgerechnet nur unser Haus schwer, alle anderen Häuser – außer dem Haus wo die Luftmine direkt einschlug – kamen mit Lapalien davon.
Deutsche Volksgemeinschaft? Nicht die Bohne! Meine Familie hauste im Keller, notdürftigst, da alles undicht war und frierend da es im März empfindlich kalt war. Und die Nachbarn? Die die in ihren großen Häusern weiterhin alle Räume wie bisher hatten – kam da mal jemand und hätte meiner Familie Hilfe angeboten, sie aufgenommen, sie bei sich wohnen lassen? Weit gefehlt, da half nicht einer – eben typisch deutsch. Ja und schaut man sich die Bilder an von den Krisengebieten der Welt, wie z.B. Araber hilfreich sind, wenn dem Nachbarn durch die israelischen Bombenangriffe das Haus kaputt gemacht wurde, wie man sofort diese Leute bei sich aufnimmt, dann sieht man den Unterschied zwischen deutschem Wesen und dem anderer Völker.

Ja und die DDR? Die sozialistische Gemeinschaft? Propaganda die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatte! Natürlich gab es Zweckgemeinschaften die sich untereinander unterstützten, die in der Mangelwirtschaft sich gegenseitig die Posten und die Waren zuschoben die rar waren, aber dies hatte doch nichts mit Mentalität zutun, sondern war eher Krämerdenken, immer auf den eigenen Vorteil bedacht sein durch Eingebundensein in einer Gruppe. Daß diese Zweckgemeinschaften der herrschenden Cliquen an der Macht in der DDR noch heute gut funktionieren, dies sieht man an den alten Stasiseilschaften wie sie sich noch heute gegenseitig auf Posten hieven. Schon kurz nach der Wende nahm dies große Ausmaße an. Da wurden schnell Schlüsselstellungen in der Wirtschaft und im öffentlichen Dienst besetzt und dann wurde aus den alten Seilschaften nachgeholt. Noch ein Enkelkind eines alten Stasimenschen wird durch diese Nach-DDR-Seilschaften wohl kaum mal arbeitslos werden, zu groß sind die Beziehungen untereinander, immer noch. Aber sind Seilschaften wie diese ein Zeichen von Würde, Anstand, Ehre? Kaum, denn schon in der DDR steckte man die Alten in Altersheime und man scheute sich auch nicht massenhaft die eigenen Kinder in Krippen abzugeben, obwohl es eben keine Pflicht war als Frau arbeiten gehen zu müssen wenn der Mann schon arbeitete. Ja manche gingen sogar soweit ihre Kleinkinder in einer Wochenkrippe abzugeben, einer besonders abscheulichen Form des sozialfaschistischen DDR-Ungeistes. Nicht zwangsweise, sondern vollkommen freiwillig! In südlichen Ländern undenkbar!

So, genug erläutert! Ich denke doch nun alle Unklarheiten ausgeräumt zu haben die mein letztes Posting ausgelöst hatte. Allen Lesern einen schönen Tag noch!

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