Freitag, 13. Juni 2008

Flower Power ganz privat


Wir leben zuhause mit Blumen und jede Blume hat bei uns so seine ganz eigene Geschichte! Da Mutter ans Bett gefesselt ist kann sie ihren geliebten Garten nicht sehen. Nun es gibt ja zum Glück Blumenvasen von denen es in unserem Haus sowieso nur so wimmelt. Es gibt kaum ein Zimmer wo nicht ein Strauß mit Blumen oder eine blühende Topfpflanze steht. Die Schönheit von Blüten kann Menschen und Schmetterlinge schon trunken machen, eine Aufgabe die die Natur einer Blüte vorgezeichnet hat, denn so viel wesentlich mehr sind wir Menschen auch nicht wie die Blüten umschwirrenden Insekten, Schmetterlinge oder die kleinen Kolibris - wir verfügen halt nur über ein paar Genbausteine mehr! Statt sich an dem Nektar der Blüten zu laben, laben wir uns mit den Augen an der unvergleichlichen Ästhetik von Form und Farbenpracht der Blüten.

Heute Mittag stellte ich einen kleinen Blumenstrauß aus unserem Garten für Mutters Zimmer zusammen. Ein paar Zweige vom weißen Pfeifenstrauch, der erinnert an die Großeltern, denn im Vorgarten bei ihnen standen diese Sträucher, bildeten eine Hecke hinter dem Zaun, dann eine Rose unserer riesigen zwei Parkrosen im mittleren Teil des Gartens, die Sträucher gigantisch in den Ausmaßen und an Wörlitz erinnernd in dessen Park ebensolche Rosen stehen, dann eine große Teehybridrose, die bei uns auf dem Hof steht, die wir bewußt nicht kürzen und die deshalb schon die Ausmaße eines kleinen Baumes angenommen hat, dann eine alte englische Moosrose, ein Senker unserer Cousine aus der Familie der Denhardts zu der wir immer ein gutes Verhältnis hatten, die aber merkwürdigerweise seitdem Mutter krank ist nichts mehr von sich hören läßt, d.h. auch keine Mails mehr schreibt, eigentlich eine typisch deutsche Unart. Ein Bekannter berichtete mir ähnliches, seine Mutter lag etliche Jahre vor ihrem Tod im Bett, konnte sich nicht rühren, lag nur auf dem Rücken, war aber geistig noch voll da. Fast alle bisherigen Freunde und Bekannten blieben nach und nach weg, mit ernstlich und lange Kranken tut sich der Deutsche schwer, er meidet den Kontakt, ein Überbleibsel aus der Zeit als nur der leistungsstarke Mensch zählte, ob nun um Hitlers Größenwahn vom Menschen aus Kruppstahl zu dienen oder später den gesunden Menschen der den "Sozialismus" aufbauen sollte. Heute zählt der Mensch mit den Attributen: fit, sportlich und flexibel, im Alter die fitten Alten die mit der Volkssolidarität tüchtig die Feste feiern wie sie fallen und jede Woche irgendetwas unternehmen können, von der Busfahrt ins Blaue mit Gesang und Schunkelei dabei bis hin zu den Seniorenreisen nach Monaco, Malta und sonstwohin. Bettlägerige Alte paßen da nicht ins eigene Leben der noch Gesunden mit dem Anspruchsdenken auf dolce vita.

Ja und zum Abschluß noch eine Seerosenblüte aus unserem Miniteich. Zu Seerosen haben wir eine ganz besondere Beziehung, es sind d i e Blumen der Jahrhundertwende und des Jugendstils den wir mögen. So habe ich zu der Vase auf dem Tischchen eine unserer Porzellanfiguren gestellt, eine typische Jugendstilarbeit von Roland Paris, eine japanische Geisha darstellend. Es sind also die kleinen Freuden die uns erfreuen und nicht die Party die ein paar Häuser weiter bei Nachbarn im Gange ist. Jeder nach seinen Möglichkeiten und seiner Seelenlage!

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