Freitag, 25. April 2008

B.N. und die Bukolik





Wer mich kennt weiß, daß ich ein großer Freund der antiken Dichter bin. Und bei den Dichtern der Antike liebe ich besonders die Vertreter der Bukolik, wie Anakreon, Theokrit, Longos und Vergil. Diese bukolische Dichtung hat Zeit meines Lebens auch meine Malerei und eigene Dichtung bestimmt, viele meiner Bilder sind letztendlich Umsetzungen dieses ländlichen Ideals in eine bildnerische Form. Fast alle meiner Lieblingsmaler, wie Claude Lorrain, Nicolas Poussin, Paul Gauguin, Maurice Denis, Ludwig von Hofmann und Otto Mueller, sind in irgendeiner Weise, ob direkt oder indirekt, von diesem arkadischen Moment beeinflußt gewesen, wenn auch nur in der Sehnsucht nach diesen arkadischen Gefilden, die wahrscheinlich ein uralter Menschheitstraum sind, was auch seinen Niederschlag in Vorstellungen des Paradieses in verschiedenen Weltreligionen gefunden hat, man denke da nur an den alttestamentlichen Psalm 23 : "Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grüner Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele; er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar". Wie ähnelt dies doch den Darstellungen des Theokrit in seinen Idyllen: "Hier wachsen die Eichen, hier wuchert Riedgras, hier summen lieblich die Bienen neben den Stöcken, kühlendes Wasser spenden zwei Quellen; es zwitschern die Vögel hoch auf dem Baumwipfel. Dichterer Schatten als jener auf deinem Platze beschützt uns. Und Zapfen wirft die Pinie herunter." (aus der 5. Idylle). In obigen Scans habe ich zwei meiner Lieblingsbücher eingestellt, die ich schon als Jugendlicher gern gelesen habe und die ich in der DDR-Zeit erworben habe: Theokrits sämtliche Dichtungen und "Daphnis und Chloe" von Longos.

Zu Hirtendichtungen gehört natürlich auch der gute Hirte, welcher dann vom Christentum aus der Bukolik entlehnt und auf Christus sinnbildlich übertragen wurde, statt der Rinder und Schafe ein guter Hirte für die Menschen seiend. Das bildnerische Motiv des guten Hirten welches man schon in unzähligen antiken Bildern, Mosaiken und Skulpturen findet, ist ein Lieblingsmotiv vieler Künstler auch in den nachfolgenden Jahrhunderten bis jetzt geblieben. Den werten Lesern des B.N.-Blogs möchte ich zwei Werke von mir zu den beiden Büchern stellen, jedesmal mit dem Motiv des guten Hirten. Das Oelbild habe ich stark konturiert, eine Malweise die an die Konturen in Comics erinnern, eine Malweise die mir sehr zusagt. Anders die darunter abgebildete aquarellierte Federzeichnung mit dem selben Motiv. Dieser leichte Federschwung erinnert wahrscheinlich ein wenig an Max Schwimmer. Das ist richtig, denn Max Schwimmer war lange Zeit ein großes Vorbild von mir, jedenfalls was Grafik und aquarellierte Federzeichnungen anlangte (siehe Schwimmers wunderbare Mappe "Graphische Etüden").

Anbei noch ein Auszug aus Wikipedia, zur Erläuterung des Begriffes der Bukolik für alle diejenigen die sich mit diesem Thema noch nicht befaßt haben:

Bukolische Dichtung (Bukolik, v. griechisch βουκόλος – boukólos – Rinderhirte) bedeutet „Dichtung, die sich auf das Leben der Rinderhirten (oder, im allgemeineren Sinne, auf Hirten aller Art) bezieht“.
Aus den sizilisch-griechischen Hirtengesängen entstanden, wurde die Bukolik im Hellenismus zur literarischen Gattung. Einzuordnen ist sie zwischen dem Drama und dem Epos: Vom Epos borgt sie das epische Versmaß, den Hexameter. Die einzelnen Gedichte sind oft als Dialoge zweier Hirten aufgebaut, was der bukolischen Dichtung einen dramatischen Charakter verleiht. Als reizvoll galt die Gattung unter anderem aufgrund der Spannung zwischen ihrem heroischen Versmaß und ihrer Beschreibung alltäglicher Szenen einfacher, „unheroischer“ Menschen.
Ihr bedeutendster Vertreter ist Theokrit, dessen Idyllen griech. Eidyllia, wörtl. „kleine Bildchen“) in der Magna Graecea oder auf Kos spielen und sich durch einen mitunter kruden Realismus der Darstellung des Hirtenlebens auszeichnen. Auch Moschos und Bion von Smyrna schrieben bukolische Gedichte.
In der lateinischen Literatur wird die Bukolik von Vergil rezipiert, der den Schauplatz seiner Hirtengedichte (Eklogen) nach Arkadien verlegt. Der Realismus in der Schilderung des Hirtenlebens weicht einer Verklärung und Idealisierung desselben als ein (aus der Sicht des Stadtbewohners) idyllisches und sorgenfreies Leben. Vergils Sichtweise hat die europäische nachfolgende Tradition der Gattung maßgeblich geprägt.
Weitere Dichter lateinischer Bukolik sind Calpurnius Siculus und Nemesian.

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