Sonntag, 30. März 2008

B.N. und Radio-Nostalgie





Als Kind und Jugendlicher war ich oft lange Zeit krank, genug Zeit um Radio zu hören. Die regulären DDR-Sender interessierten mich nicht, wie auch die Mehrheit der DDR-Bürger sich kaum für die meist langweiligen Programme mit ihrer SED-Propaganda begeistern konnte. Der erste Sender an den ich mich erinnern konnte war der Norddeutsche Rundfunk und da war es eine Sendung mit Dr. Walter von Hollander, den meine Mutter gern hörte - ich hörte dies als kleines Kind gern mit. Walter von Hollander machte da eine Sendung in der er sich von Hörern anrufen ließ und seinen Rat zu allen möglichen Dingen des Lebens vermittelte - zwischen den Anrufen wurde Musik gespielt. Dann kam die Zeit der Rockmusik, die regulären Westsender spielten diese kaum, aber der britische Soldatensender BFBS (British Forces Broadcasting Services) tat es, auf UKW. Stundenlang hockte ich an unserem Fernseher, einem "Carmen" der auch einen UKW-Radio-Teil hatte, wo man aber extra die Antenne umstöpseln mußte wenn man von Radio zu Fernsehen, oder umgedreht, wechseln wollte, und hörte bei BFBS die Saturday Show mit Brian Matthew, eine beliebte Rock- und Beatsendung. Oft nahm ich die Titel mit meinem Tonbandgerät, einem KB 100, auf, direkt mit einem Mikrofon, anders war es technisch nicht möglich.

Von den westdeutschen Sendern hörte ich gern den Deutschlandfunk. Außerdem war ich ein Hörer des Evangelium-Rundfunks. Diese Sendungen kamen über Radio Luxemburg oder Trans-World Radio Monte Carlo.Da sind mir die Sendungen des Missionswerkes Werner Heukelbach noch gut in Erinnerung. Besonders gern hörte ich aber das deutschsprachige Programm von Radio Tirana. In Dessau gab es ja das Café Tirana (früher Café Altmann, jetzt "Wassily"), ein sehr ansprechendes Café, in dem sich neben einer interessanten Mosaiksäule des Dessauer Malers Carl Marx (siehe älteres Posting zu Carl Marx im B.N.-Blog), auch wunderbare Wandbilder befanden, die die Geschichte Albaniens zeigten. Dessau hatte ja eine besondere Beziehung zu Albanien, denn Enver Hoxha, der führende Mann der Volksrepublik Albanien, war in den 50er Jahren zu Gast in Dessau gewesen. Das damalige Albanien war im Gegensatz zu der revisionistisch und sozialfaschistisch entarteten DDR ein wirklich sozialistisches Land. Radio Tiranas Sendungen waren hochinteressant, denn sie zeigten auf wie Sozialismus sein müßte, was in den übrigen Ländern des Ostblocks nicht der Fall war. Hier ein Link zu einem damaligen alten Mitschnitt aus den 70er Jahren, dem Intervall-Signal von Radio Tirana: http://www.swldxer.co.uk/tirana3.wma
Jede Sendung Radio Tiranas endete mit der Internationale.

Obige Scans zeigen Sendekarten, sogenannte QSL-Karten, der Sender die ich gern hörte. Diese Karten sind nicht von mir, sondern aus dem Net. Karten von Auslandssendern anzufordern war in der DDR gefährlich, da hätte sich sofort die Stasi eingeschaltet. Der einzigste Sender der DDR der mir gefiel, das war der Deutsche Soldatensender, allein wegen seiner Musik. Dieser Sender war aber nicht für DDR-Hörer bestimmt, sondern war ausschließlich als Propagandasender im kalten Krieg für westliche Hörer, besonders Bundeswehrsoldaten, bestimmt.

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